Am 7. November 2024, jährte sich ein düsteres Kapitel der Veltener Geschichte: Vor genau 80 Jahren, am 7. November 1944, wurden 500 Zwangsarbeiter in der verlängerten Mühlenstraße am Tonberg in Velten zusammengetrieben. Unter den Augen dieser Männer und Frauen wurden die Zwangsarbeiter Viktor Korpo und Konstantin Ignatjew von SS-Offizieren aus Oranienburg durch Erhängen hingerichtet – es war ein Akt des Terrors, der Grausamkeit und der Unmenschlichkeit des Naziterrors unter den Augen der Veltener Stadtwacht (Zivilisten). Am Donnerstag wurde in Velten der Opfer dieses grausamen Verbrechens im Rahmen einer Gedenkveranstaltung am Ort des Geschehens am Mühlenweg gedacht. Ein Zeichen der Erinnerung wurde von den ca. 40 Anwesenden unter ihnen auch die Bürgermeisterin von Velten Ines Hübner, der Bürgermeister von Oberkrämer Wolfgang Geppert, Gemeindevertreter aus Velten und Oberkrämer und Mitgliedern des Bündnisses für Dialog und Toleranz gesetzt.
Jakob Krieg, ein 15-jähriger Schüler des Hedwig-Bollhagen-Gymnasiums, hat sich in seiner schulischen Arbeit mit dieser schmerzhaften Vergangenheit auseinandergesetzt. Im Rahmen eines Vortrags in der 8. Klasse stieß er durch intensive Recherchen auf dieses dunkle Kapitel der Stadtgeschichte und entschloss sich, mehr über das Schicksal der Zwangsarbeiter in Velten zu erfahren und die Erinnerung an diese Opfer wachzuhalten.
Als Landtagsabgeordneter ist es mir ein persönliches Anliegen, junge Menschen wie Jakob in ihrem Engagement zu unterstützen. Im Oktober absolvierte Jakob ein zweiwöchiges Praktikum bei mir, in dessen Verlauf er federführend die Organisation der Gedenkveranstaltung übernahm. Gemeinsam haben wir daran gearbeitet, diesen Tag zu gestalten und die Erinnerung an die Opfer von Gewalt und Unmenschlichkeit lebendig zu halten.
In seiner Rede legte Jakob großen Wert darauf, auf die aktuelle politische Entwicklung hinzuweisen. Er warnte eindringlich davor, dass die politische Diskussion sich zunehmend nach rechts verschiebt und erinnerte uns daran, dass es unsere Pflicht ist, aktiv gegen solche Entwicklungen einzutreten. Solche Verbrechen wie die, an die wir heute gedenken, dürfen nie wieder geschehen – doch dies wird nur möglich sein, wenn wir wachsam bleiben und uns mit aller Entschlossenheit für die Werte von Menschlichkeit und Gerechtigkeit einsetzen.
Auch Herr Dr. Horst Seferens von der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten unterstrich in seiner Rede die Bedeutung des Erinnerns und mahnte uns, die schmerzhaften Lehren der Vergangenheit nicht zu vergessen. In Zeiten wie diesen, in denen die Erinnerungskultur immer wieder in Frage gestellt wird, ist es wichtiger denn je, uns unserer Verantwortung bewusst zu sein und entschieden dafür einzutreten, dass solche Verbrechen nie wieder geschehen.
Berührt hat mich auch die Rede von Annike Knackstedt, selbst Mutter von zwei Kindern. Junge Menschen wie die die beiden ermordeten Zwangsarbeiter, 18 und 23 Jahre alt, aus der damaligen Sowjetunion und heutigen Ukraine hatten Wünsche und Pläne für Ihre Zukunft. Sie wurden durch den Naziterror aus ihrem Leben gerissen. Sie wurden um alles beraubt von einem totalitären Regime.
An der Veranstaltung nahm auch Frau Babette Rieger – Enkeltochter von Dr. Albrecht Meyen teil. Der Veltener Arzt Dr. Albrecht Meyen praktizierte in der Schulstraße 2 und weigerte sich die Totenscheine der Ermordeten zu fälschen. Er vermerkte auf dem Totenschein: „Tod durch Erhängen, Genickbruch (Hinrichtung)“. Der Forderung der SS-Offiziere aus Oranienburg als Todesursache „Atemnot“ zu vermerken, kam er nicht nach. Dies geschah im Beisein des damaligen Veltener Bürgermeisters Wendtland, welcher dem Polizeioberleutnant Schmidt aufforderte den „Mund zu halten“. Es gab zu dieser Zeit auch noch Zivilcourage an welche wir uns auch heute noch erinnern sollten.
Mein Dank gilt allen, welche an der Gedenkveranstaltung teilgenommen haben. Ich bin sehr dankbar und stolz Jakob bei diesem Projekt unterstützt zu haben. Gerade die nachfolgende Generation darf diese Verbrechen an der Menschlichkeit nicht vergessen. Diese sind Mahnung und Auftrag für eine friedvolle Zukunft zugleich. Gerade in der heutigen Zeit ist es von unschätzbarem Wert, dass wir diese Gewalttaten noch vor Augen und dass wir immer wieder an diese Grausamkeiten, welche sich direkt vor Ort ereigneten erinnern. Kein Verbrechen ist abstrakt – Diese sind immer konkret auch in Velten geschehen.
Das „Nie wieder!“ darf nicht nur eine Phrase sein – es ist Auftrag, der uns alle verpflichtet.