„Das Gold der Uckermark“

 

Wussten Sie, dass einmal Tabak in der Uckermark rund um Schwedt angebaut und verarbeitet wurde? Es war das „Gold“ der Uckermark. Dass heute so gut wie alle Kraftstoffe, welche wir in unserer Region verbrauchen in Schwedt raffiniert werden oder dass all unser Altpapier in der Papierfabrik direkt an der Oder ein zweites oder drittes „Leben“ bekommen, also recycelt werden? All dies geschieht in der uckermärkischen Stadt.

Zu Wochenbeginn besuchte ich meinen Kollegen, den Landtagsabgeordneten Mike Bischoff (Sprecher für Tourismus), in seiner Heimatstadt. Die Stadt liegt im Nordosten Brandenburgs, in einer wunderschönen Naturlandschaft nahe der polnischen Grenze. Die Stadt selbst sticht durch ihre Kombination aus Neu- und Altbauten, sowie ihre geschichtsträchtigen Denkmälern hervor. Sie ist ein lebendiges Beispiel für den Stadtumbau, für den geförderten Wohnungsbau nach 1990 und damit war mein Interesse als Fachpolitiker geweckt, sich dies mit einem „Fachmann“ vor Ort anzuschauen. Auslöser war aber auch, das in meiner Heimatstadt Velten in diesen Tagen der Marktplatz in der Ortsmitte umgebaut und ein „Wasserspiel“ entsteht. Da in Schwedt in den vergangenen Jahren ebenfalls die Ortsmitte mit Städtebaumitteln des Bundes neu gestaltet wurde, war es die Gelegenheit sich vom Fortschritt an anderer Stelle ein Bild zu machen.

 

Handel und Wandel

Vor nicht mehr als 30 Jahren gehörte die, im zweiten Weltkrieg in großen Teilen zerstörte Stadt, Schwedt, mit über 52.000 Einwohnern, und einer starken Industrie zu den wichtigsten Wirtschaftsstandorten der ehemaligen DDR. Im Negativen war sie auch bekannt als Standort des Militärgefängnisses der NVA und Grenztruppen. Nach dem Untergang „des real existierenden Sozialismus auf deutschem Boden“ hat Schwedt jedoch einen deutlichen Bevölkerungsrückgang erlebt, der vor allem durch die Deindustrialisierung und eine damit verbundene hohe Arbeitslosigkeit gekennzeichnet war und die Abwanderung zu massiven Wohnungsleerstand führte. Dennoch ist die Stadt heute wieder erstarkt und einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte in Brandenburg.

Wir Oberhav’ler können uns sicher sein, dass beispielsweise all unser Altpapier einmal in der Schwedter Papierfabrik des Unternehmens LEIPA landet und dort zu neuen Produkten verarbeitet wird, so wie insgesamt 1,2 Mio. Tonnen Papier und Pappe jährlich. Darüber hinaus verarbeitet die ansässige PCK-Raffinerie Erdöl und versorgt mit diesem 95 Prozent des Brandenburgischen und Berliner Raumes mit Kraftstoffen wie Diesel, Benzin, Kerosin und Heizöl. Fahren wir also mit unserem Auto an die Tankstelle, so tanken wir mit hoher Wahrscheinlichkeit Kraftstoff, der direkt aus dem uckermärkischen Schwedt stammt.

                                                                       

Gegen das Vergessen

Auch war das von ländlichem Raum umgebene Schwedt lange Zeit ein Anbau-, Ernte- und Produktionsort von Tabak. Was bis heute davon bleibt, ist das Tabakmuseum Schwedt, in welchem die Geschichte der Tabak-Landwirtschaft der Stadt bewahrt und sogar die Rauchgewohnheiten bekannter Persönlichkeiten thematisiert werden. Ebenfalls erinnert das, in der schönen Einkaufspassage der Innenstadt neu errichtetem Tabak-Wasserspiel, an die einst in der Stadt florierenden Tabakhandel.

Zusammen mit Mike Bischoff nutzte ich die Gelegenheit, mehr über die Geschichte der Stadt Schwedt zu erfahren. So blieb ein Besuch des jüdischen Museums nicht aus. Dort erlebten wir hautnah, wie jüdisches Leben die Stadt im 18. und 19. Jahrhundert prägte, aber auch, wie sich dieses mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 veränderte. Das Museum, mit seinem noch gut erhaltenen jüdischen Ritualbad (Mikwe), ist ein Ort, an dem Geschichte bewahrt und sichtbar gemacht wird, ein Ort, der dem Vergessen entgegenwirkt. Er lädt ein, sich mit den Menschen jüdischen Glaubens zu befassen, welche die Stadt geprägt haben. Mit Fördermitteln der EU ist aber auch ein Begegnungsort entstanden. Die Fundamente der bei der Reichskristallnacht am 9.November 1938 zerstörten Synagoge sind freigelegt worden und diese bilden heute das „Fundament“ zur Auseinandersetzung und Bewahrung auch dieses Teiles der Geschichte der Stadt.

                                                                                                                                                                                              

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