Die „Werkstatt“ für Schienenfahrzeuge in Hennigsdorf

 

Nicht nur Autos werden unfallbedingt repariert oder in regelmäßigen Abständen generalinstand gesetzt. Bei Schienenfahrzeugen geschieht dies natürlich auch. Aber wo werden die defekten Triebfahrzeuge und  Wagen repariert, modernisiert oder instand gesetzt? Einer der wenigen Orte bundesweit ist Hennigsdorf bei der FWM GmbH. Das Unternehmen ist Spezialist in diesem Segment des Schienenfahrzeugbaus. 

Die FWM – Fahrzeugwerke Miraustraße existiert seit 2002. Zu diesem Zeitpunkt noch in Berlin Reinickendorf in der Miraustraße ansässig; daher der Name. 2010 wurde es am Standort zu eng und der Umzug nach Hennigsdorf wurde vollzogen. Zunächst wechselte die Firma auf das Betriebsgelände von Bombardier, kurze Zeit später entdeckte Geschäftsführer Reiner Matthias den Standort in der August-Conrad-Straße 24-36. 5,5 Millionen Euro wurden in die Ertüchtigung des Standortes investiert. Neben dem Ausbau des firmeneigenen Schienennetzes in „Eigenregie“ auf einer Länger von 2500 Metern ist auch das größte „Carport“ Deutschlands entstanden. Es hat eine stattliche Größe von 200 Metern Länge, 26 Metern Breite und 12 Metern Höhe. Mit der Anbindung an das überregionale Schienennetz können beschädigte Züge oder Triebfahrzeuge direkt aufs Werksgelände einfahren.

                                                        

 

Geschäftsführer Reiner Matthias gewährte dem Landratskandidaten Alexander Tönnies und mir im Rahmen einer Werksbesichtigung einen Blick „hinter die Kulissen“. Ich war sehr beeindruckt von der Vielfältigkeit und dem Umfang der Werkstatt, den Produktionsanlagen und dem technischen „know how“ des Unternehmens. Jeder in der Branche kennt die FWM mit ihrem Spezialwissen und Fertigkeiten – Ihrem unverzichtbarem Leistungsprofil und dies national und international. Schweden und Kanadier schätzen die Leistungen genauso wie die deutschen Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU). Nicht nur betriebsbedingt defekte Züge, sondern auch durch Sturmschäden oder andere von außen beschädigte Unfallwagen stehen in den Hallen. Oftmals mit einem aufwendigen Reparaturbedarf zur Wiederherstellung der Fahrbereitschaft.

 

Im Jahr verlassen das Werk ca. 120 Zugeinheiten, die nach Reparatur und Wiederaufbau nicht nur wie neu aussehen, sondern einem Neufahrzeug in nichts nachstehen. Sie können dann in Hamburg, Köln, München, Kassel oder anderen in vorwiegend in den alten Bundesländern liegenden Standorten wieder ihren „Dienst“ aufnehmen. Mir ist sehr unverständlich, warum die regionalen EVU`s ihre Züge in den alten Bundesländern reparieren lassen, obwohl wir in Hennigsdorf – in der Region – diese Kapazitäten haben.  

Das Team der FWM ist Partner, wenn es um Instandsetzung, Reparatur und Begutachtung von Schienenfahrzeugen geht. Neben den Reparaturen und der Aufbereitung der Züge, werden auch Spezialfahrzeuge für die Schiene konstruiert, entwickelt und gebaut. Die FWM ist sehr vielfältig aufgestellt. Das zeigt sich auch in den Berufen die dort erlernt und ausgeübt werden können. Vom Tischler, Elektrotechniker, Aluschweißer und Werkzeugmacher bis hin zum Ingenieur in der eigenen Entwicklungs- und Konstruktionsabteilung gibt es verschiedenste Mitarbeiter*innen vor Ort. Ein Manko wird aber auch in dieser gut funktionierenden Firma deutlich. Es gibt kaum Bewerbungen für eine Ausbildung im Betrieb. Obwohl die Firma über Tarif bezahlt und vergütet, scheint sich der Nachwuchs nicht für den Beginn einer Ausbildung vor Ort zu interessieren. Hier zeigt sich deutlich das Problem des Fachkräftemangels nicht in der bestehenden Besetzung der Arbeitsplätze, sondern insbesondere in der Nachwuchsgewinnung. Das wird vor allem in der Zukunft verstärkt zu Problemen in allen Branchen führen. Die Anstrengungen von Politik, aber auch Gesellschaft reichen noch nicht aus, um dauerhaft und ausreichend qualifiziertes Fachpersonal solchen Unternehmen zur Verfügung zu stellen. Wir dürfen nicht nur über die „Verkehrswende“ reden, wenn am Ende des Tages kein Personal vorhanden ist, um Züge zu fahren, zu bedienen oder zu reparieren. Die Unternehmen sind aber auch schon aus „Eigeninteresse“ aufgefordert, Ihren Beitrag dazu zu leisten. Da wünsche ich mir mehr Vernetzung von Politik und Wirtschaft. Die Präsenzstelle der Hochschulen, die YOULap als Ausbildungsmesse aber auch die Einbindung von qualifizierten Arbeitnehmern durch Einwanderung sind Lösungsansätze. Diese müssen zukünftig genutzt werden, damit ein Unternehmen wie die FWM weiterhin erfolgreich sein kann. Alexander Tönnies, als Landratskandidat und ich, haben durch den Besuch viel Neues erfahren und einiges an „Aufträgen“ mitgenommen.

                                                          

Ich bin gespannt welche neuen Ansätze, Ideen und Innovationen auch in Zukunft aus den Werken in Hennigsdorf nach Deutschland ausstrahlen werden.

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