Hennigsdorf – Klinik muss Perspektive haben!

Mitte Februar verkündeten unser Landrat, Alexander Tönnies, und der Geschäftsführer der Oberhavel-Kliniken, Dr. Detlef Troppens, den mittelfristigen Abbau der stationären Behandlung am Standort der Oberhavel Kliniken in Hennigsdorf. Es wurden in den letzten 1 1/2 Jahren Gutachten und Analysen des Gesellschafters der Kliniken dem Landkreis durchgeführt, welche unter Abwägung verschiedenster Faktoren zu der Empfehlung kommen, die stationäre Versorgung am Standort Hennigsdorf innerhalb der nächsten fünf bis sieben Jahre einzustellen. Ich habe zunächst einmal das Gespräch gesucht, um die Argumente eines „Für und wider“ nach derzeitigem Stand abwägen zu können. Einerseits mit dem Landrat, Mitgliedern des Kreistages und der Geschäftsführung der Klinik und andererseits mit Betroffenen vor Ort, Beschäftigten, dem Bürgermeister und Stadtverordneten aus Hennigsdorf, Velten, Oberkrämer. Das diese Diskussion im Moment sehr emotional geführt wird, ist mehr als verständlich. Die Botschaft kam für viele unerwartet, obwohl aufgrund der seit Jahren geführten Diskussion zur Krankenhausversorgung die bundespolitische Zielrichtung klar war. 

Die in Rede stehende Empfehlung aus Gutachten und Analysen ist sicher auch eine Konsequenz der vom Bund im November 2024 verabschiedeten Krankenhausreform (Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz), nach welcher es fortan keine Fallpauschalen, sondern eine Finanzierung von Krankenhäusern nach Qualitätskriterien geben wird. Ein Erhalt aller drei Kliniken sei für den Landkreis und die Kliniken selbst langfristig medizinisch und finanziell nicht tragfähig. Nach den Vorstellungen soll eine Konzentration der Krankenhausstandorte erfolgen, um fachliche Expertise an einem Standort zu bündeln und die Behandlungsqualität sicherzustellen. Hierfür soll der Krankenhausstandort in Oranienburg ausgebaut werden und eine moderne Klinik entstehen, die alle Fachabteilungen unter einem Dach vereint.

Ganz sicher steht unsere Krankenhauslandschaft insgesamt vor großen Herausforderungen. Der demographischen Wandel, die Ausweitung der ambulanten Versorgung, der medizintechnischen Fortschritt und dem Fachkräftemangel sind seit langem bekannt und erfordern auch Antworten der Politik vor Ort. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wurden zuletzt viele Millionen Euro in den Ausbau der Hennigsdorfer Klinik investiert. Der Standort ist sowohl für die Bürgerinnen und Bürger als auch für das Personal, welches tagtäglich für die Gesundheit der Menschen der Region einsteht, nicht weg zu denken. Der Erhalt ihrer Arbeitsplätze wird sicher garantiert. Der Geschäftsführer der Oberhavel-Kliniken, welchen ich sehr schätze, stellt in seinem Schreiben vom 18.02.2025 klar, dass das Personal auch in Zukunft gebraucht wird und sich lediglich der Arbeitsstandort für Beschäftigte in den nächsten 7 Jahren allmählich nach Oranienburg verlagern würde. Zudem ergeben sich an neuen Standorten auch bessere Arbeitsbedingungen durch eine moderne Klinikinfrastruktur. Dies haben die Chefärzte und Ärztinnen erst kürzlich auch deutlich gemacht.

Bisher sehen die Pläne des Landkreises und der Oberhavelkliniken vor die Hennigsdorfer Klinik in ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) zu transformieren. Die Rettungswache (nicht die Rettungsstelle), eine notärztliche Versorgung und auch die Tageskliniken sollen nach den Vorstellungen erhalten bleiben. Dies wäre aber, das sollte jedem klar sein, kein Krankenhausstandort mehr.

Für mich ist aber auch klar und dies nicht nur aus emotionalen Gründen: Die Bürgerinnen und Bürger brauchen den Krankenhausstandort Hennigsdorf mit einer stationären Behandlung. Der Süden Oberhavels ist eine prosperierende Region mit Bevölkerungswachstum einerseits und einer alternden Bevölkerung andererseits. Aus diesen Gründen ist eine regionale und wohnortnahe stationäre Gesundheitsversorgung unabdingbar. Ich folge nicht nur dem finanziellen Forderungen einerseits und halte auch nichts von der „Entweder-Oder“, oder der „Alles oder Nichts“ Strategie, welche in diesen Tagen oftmals propagiert wird. Die Aussage: Tun wir es nicht so, wird es zukünftig gar keinen kommunalen Krankenhausstandort in Oberhavel mehr geben, halte ich ebenfalls für nicht zielführend.

Der Krankenhausstandort in Hennigsdorf ist Teil der kommunalen Daseinsvorsorge und versorgt nicht nur die ca. 27.000 Einwohnerinnen und Einwohner Hennigsdorfs, sondern weitere zehntausende Bürgerinnen und Bürger darüber hinaus. Neben Hennigsdorf wären insbesondere Velten, Oberkrämer, Schönwalde und Hohen Neuendorf vom Abbau der stationären Versorgung und dem mittelfristigen Wegfall der Rettungsstelle in Hennigsdorf stark betroffen.

Bereits wenige Tage nach der Verkündung des Vorhabens zeigt sich: Die Bürger haben enormes Interesse am Erhalt des Standortes. Die Klinik ist Teil von Hennigsdorf und eine gesundheitliche Rückversicherung für die Menschen der Region. Dies macht auch der einstimmige Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 25. Februar sehr deutlich.

Schließlich muss es darum gehen, die Stabilität der Gesundheitsversorgung in ganz Oberhavel sicherzustellen. Dieses Ziel verfolgen natürlich auch die Planungen des Landkreises. Allerdings sind viele Fragen, welche die Krankenhausreform des Bundes betreffen und die Auswirkungen auf die Oberhavel-Kliniken und damit auch den Standort in Hennigsdorf haben werden, sind noch nicht abschließend geklärt. So wurde vom Land Brandenburg, der Bund aufgefordert, weitere Verbesserungen der Reform vorzunehmen und eine Überbrückungsfinanzierung sicher zu stellen, sowie den Ländern ausreichend Ermessensspielräume für die konkrete Ausgestaltung der Reform vor Ort zuzugestehen. Der Abbau der stationärer Versorgung könnte so durch Ausnahmeregelungen für Ballungsräume wie Hennigsdorf verhindert werden.

Solange es keine Klärung von noch offenen Fragen durch den Bundesgesetzgeber gibt und es auch noch keine konkrete Ausgestaltung in Rechtsverordnungen vorhanden sind, sollte nicht nur die medizinische Versorgung aufrechterhalten werden, sondern auch eine Option zum Erhalt bestehen bleiben. Den Kreistag Oberhavel fordere ich auf, eine wohlüberlegte Entscheidung zu treffen. Wer Politik mit den Menschen für die Menschen gestaltet, wird auch die notwendige Akzeptanz bei den Bürgern finden. Den Standort jetzt schon „abzuschreiben“, ohne das Alternativen zum Erhalt in der Tiefe geführt wurden, halte ich für falsch. Welches Signal geht denn derzeit in Richtung Landeskrankenhausplanung, welche mit dem Land Berlin abgestimmt wird – Mit Hennigsdorf braucht ihr nicht rechnen. Wir haben es selbst schon abgeschrieben. Wir kämpfen nicht, wir haben schon aufgegeben.

Ich bin mir bewusst, dass sich der Krankenhausstandort verändern wird und muss. Ich bin kein Krankenhausexperte und mache mir aber eigene Gedanken, um über Alternativen zur Schließung nachzudenken und fordere die Verantwortungsträger dazu auf gleiches zu tun. Ich sehe Gesprächsbedarf, um statiönäre Angebote am Standort zu erhalten. Man darf doch darüber nachdenken, ob die Geriatrie nicht durch ein stationäres Angebot in der Palliativmedizin erweitert werden könnte, ein Ausbildungs- und Wohnstandort für angehende Pflegekräfte geschaffen werden kann. Das Medizinische Versorgungszentrum wird dann im ambulanten Bereich das Angebot ergänzen. Der Standort in Hennigsdorf ist übrigens der jüngere Standort mit besseren Entwicklungsperspektiven und sollte zumindest eine Chance bekommen. Meine Aufforderung an den Kreistag Oberhavel ist es eine teifgreifende inhaltliche Diskussion zu führen und abzuwägen. 

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